Grüner Veltliner

Sie steht auf mehr als einem Drittel der Rebfläche Österreichs. Die klassische Traubensorte Grüner Veltliner. Sie entspricht dem heutigen Zeitgeschmack und erlebt eine Hochblüte.

 

Grüne Veltliner verfügen über ein ausgewogenes Verhältnis von Frucht, Säure und Alkohol. Sie verbinden Kraft mit Eleganz, Würze mit Rasse und sind von jener Spannung durchwoben, wie sie charakterstarken Gewächsen zu eigen ist. Lange Zeit wurde sie wie ein Dienstbote in feudaler Zeit behandelt: geringschätzig, von oben herab. Der Konsument hat im Veltliner zuallererst einen billigen Trunk gesehen. Entsprechend unsensibel gingen die meisten Winzer mit der Sorte um. Sie achteten nicht auf Klasse, sondern produzierten Masse. Die qualitative Bandbreite ist beim Grünen Veltliner auch heute noch gross und reicht von erbärmlich bis edel. Es gibt matte Gewächse neben netten, die sich bestens als Zech- und Jausenweine eignen. Man kann sie als Kapellenweine bezeichnen: sie bilden die breite Basis des Veltliner-Kegels.

 

In der Spitze befinden sich die Kathedralenweine, Grüne Veltliner bester Herkunft, die in der weltweiten Weissweinliga ganz oben angesiedelt sind. Repräsentative Blindproben, bei denen Grüne Veltliner sogar über beste Chardonnays aus Burgund sowie Übersee triumphieren, zeugen vom unendlichen Reichtum eines grossen Veltliners. Solche Pretiosen wachsen vorzugsweise in der Wachau und dem benachbarten Langenlois, wo Winzer und Güter wie Knoll, Hirtzberger, F.X. Pichler, Alzinger, Jurtschitsch und Ehn (alle Langenlois) das Beste aus der Traube herausholen. Im Weinviertel wiederum ist der Grüne Veltliner von Haus aus schlanker strukturiert und eher rassig als mächtig angelegt.

 

Der Aufstieg des Grünen Veltliners vom braven Butterbrotwein zu einem hochklassigen Gewächs von internationalem Rang ist der Verdienst von Winzern, die das Potential dieser Rebsorte endlich erkannten und konsequent nutzen. Sie verbesserten die Weinbergpflege, stellten Qualität über Ertrag, warten mit der Ernte bis zur Vollreife, selektionieren streng die Trauben und betreiben den Ausbau im Keller kompromisslos nach dem Prinzip der Qualität: Klasse statt Masse.

 

 

Grüne Veltliner aus bestem Keller sind von unverwechselbarem Charakter – einem Kriterium für Grösse. In ihrer Jugend haben sie eine zartgrüne Farbe, die sich im Laufe der Jahre ins Goldene dunkelt. Im Bukett finden sich blumige Töne sowie das für Veltliner typische, an weissen Pfeffer, mitunter auch leicht an Rösttöne erinnernde Gewürzaroma. Sie haben Fülle, ohne breit zu sein, Säure, ohne sauer zu sein, dichte Frucht, ohne parfümiert zu sein. Sie schmecken jung, verfügen aber auch über exzellente Alterungsfähigkeit – ein weiteres Merkmal für Grösse. Ein kapitaler Veltliner – wie die spätgelesenen «Smaragde» aus der Wachau – hat seinen ersten Höhepunkt zwischen fünf und zwölf Jahren und kann weitere zehn bis zwanzig Jahre leben und genussvoll zu trinken sein.