Der Name der Rose

Der Weltbestseller zur Serie

Umberto Eco

978-3-423-08660-8

Der Name der Rose

Das Mittelalter ist noch gar nicht so lange ferne Vergangenheit: Vor dreissig, vierzig Jahren war es total aktuell. In die Gegenwart geholt hatte es damals der französische Geschichtsprofessor Jacques Le Goff, der die Gabe besass, Mediävistisches als populärwissenschaftliche Unterhaltungslektüre zu verkaufen – und für den das Mittelalter nicht mit Luther, dem Buchdruck oder der Entdeckung Amerikas, sondern mit der Französischen Revolution beendet war, also quasi vorgestern.

Nach ihm rollte ein italienischer Professor für Semiotik das Feld auf: Durch seinen 1327 in einer Benediktinerabtei spielenden Kriminalroman «Der Name der Rose», der zum internationalen Bestseller avancierte, machte Umberto Eco 1980 aus der Mittelalterwelle einen Tsunami. Das hiess: Als Schauspieler Sean Connery 1986 die Mönchskutte überstreifte, um in Jean-Jacques Annauds Verfilmung von «Der Name der Rose» den Franziskaner William von Baskerville zu spielen, der, begleitet von seinem Novizen Adson (Christian Slater), anno 1327 einen Serienmörder in einer norditalienischen Benediktinerabtei sucht und nebenbei brisante theologische Dispute führt, mussten weder er noch der Regisseur oder die Drehbuchautoren viel erklären. Die Story war so bekannt, der historisch glänzend recherchierte, mit postmodernem Witz geschriebene Roman so vielgelesen, der Hauptdarsteller so beliebt, das Budget so gross, dass der Film nur die Mäkeleien derer fürchten musste, denen zu wenig aus dem Buch vorkam. Denn dort nehmen der die Kirche erschütternde Streit darüber, ob Jesus arm war oder nicht, sowie der Machtkampf zwischen dem Papst in Avignon und dem exkommunizierten Kaiser breiten Raum ein. Williams Mission ist, in der Abtei verschiedene Delegationen zu moderieren, darunter die Inquisition, während auf dem Land Fratizellen, radikale Armuts- und Bussprediger, Seelen fangen und in den Städten eine neue, vernünftigere Zeit anbricht. Im Film ist davon fast nichts geblieben, er konzentrierte sich auf die Kriminalerzählung, mit einem leise ironischen Connery im Zentrum.

 

Das ist nun alles anders

Die Neuverfilmung von «Der Name der Rose» als achtteilige Fernsehserie, eine auf Englisch in Italien gedrehte internationale Koproduktion, will ein Publikum gewinnen, das Eco nie gelesen hat. Dem eigentlichen Geschehen vorangestellt ist ein Gemetzel auf dem Schlachtfeld und eine Bettszene mit Prostituierter, die pikanterweise Adsons Vater seinem Sohn (Damian Hardung) zur Übernahme anbietet. Dann erhebt sich, eisig eingepudert und perfekt am Computer bearbeitet, die Abtei des Verbrechens über den Felsen.

 

Unter der Regie von Giacomo Battiato spielt John Turturro den scharfsinnigen Mönch, überraschend abgeklärt – oder auch langweilig. William ist eine ruhige, Ernst ausstrahlende Figur geworden; das Kloster wirkt weniger wie ein monastisches Panoptikum als ein Hort verklemmter Homoerotik. Gleichmütig werden die Leichenfunde inszeniert: der Tote im Bottich mit Schweineblut, der Tote in der Badewanne und so fort, blaue Zungen hier, trübe Augen dort beim wenig charismatischen Jorge (James Cosmo) und wirrer Blick beim nur sacht entstellten Salvatore (Stefano Fresi). Einzig Rupert Everett als Inquisitor Bernardo Gui trumpft schauspielerisch auf.

 

Das Buch zur TV-Serie des Weltbeststellers ist nun im dtv-Verlag erschienen. Opultent, vielschichtig und höchst spannend zeigt sich Umberto Ecos Welterfolg.