Jeremias Gotthelf's Romane

Die wichtigsten Romane des Volksliteraten Jeremias Gotthelf (alias Pfarrer Albert Bitzius) im Diogenes Verlag neu aufgelegt. Den Auftakt zur neuen Zürcher Leseausgabe bilden die frühen Erzählungen «Die schwarze Spinne», sowie Gotthelfs Doppelroman über den harten Alltag eines jungen Bauern und seine Suche nach dem Glück «Uli der Knecht» und «Uli der Pächter».

Die Zürcher Leseausgabe ist eine sehr umfassende Leseausgabe. Es ist eine Ausgabe, die sich neu am Erstdruck orientiert und diesen Erstdruck sehr schonend an die Standardrechtschreibung anpasst. Man ist also sehr nah am Urtext. Dazu gibt es auch in jedem Band eine ausführliche editorische Notiz mit ein paar Lektürehinweisen und Deutungsansätzen.

Geplant sind 15 Bände mit Nachworten namhafter Autorinnen und Autoren wie Nora Gomringer, Monika Helfer, Peter von Matt und einem Glossar der schweizerdeutschen Ausdrücke. Herausgegeben und kommentiert werden die Ausgaben von Philipp Theisohn.


Die schwarze Spinne

Jeremias Gotthelf

Hrsg: Philipp Theisohn

978-3-257-07252-5

Die schwarze Spinne

Ein ländliches, fröhliches Tauffest wird zum Rahmen einer schaurigen Geschichte. Sie erzählt von einem jahrhundertealten Pakt der Bauern mit dem Teufel. Seit damals lauert das Böse überall. Jederzeit können die schwarzen Spinnen wieder hervorbrechen. Auch im Haus des kleinen Täuflings. «Die schwarze Spinne» ist eine der berühmtesten Novellen der Weltliteratur – und doch nur eine von vielen Geschichten, die von Gotthelfs vielfältiger, grossartiger Erzählkunst zeugen. Gotthelf beschreibt die Abgründe, die sich auftun, wenn Menschen ihre Werte aufgeben zugunsten des schnellen Profits – Abgründe, aus denen jederzeit schwarze Spinnen hervorbrechen können. Doch diese packende Schauergeschichte ist längst nicht die einzige Erzählung Gotthelfs, die die Lektüre lohnt. «Die Wassernot im Emmental» etwa liest sich, als wäre sie für unsere Zeit geschrieben. Wie überleben, wenn sintflutartiger Regen den Grossteil der Ernte zerstört? Mit seiner sprachgewaltigen Prosa zeichnet Gotthelf das Bild einer Gesellschaft, die sich mit allen Mitteln um Fortschritt und Wohlstand bemüht und doch immer wieder den Naturgewalten unterworfen ist. Dieser Band enthält «Die Wassernot im Emmental», «Wie fünf Mädchen im Branntwein jämmerlich umkommen», «Wie Joggeli eine Frau sucht», «Die schwarze Spinne», «Elsi, die seltsame Magd» sowie eine Auswahl an Kalendergeschichten und wird durch ein Glossar der schweizerdeutschen Ausdrücke ergänzt.

Der Herausgeber Philipp Theisohn zur «Schwarzen Spinne»: Der Weltruhm der «Schwarzen Spinne» rührt natürlich von der Doppeldeutigkeit der Spinne her. Zum einen etwas ganz Konkretes: ein Tier, eine äussere, tödliche Bedrohung. Zum anderen ist die Bedrohung etwas, das ganz offensichtlich mit unserer Seele verbunden ist, von innen kommt. Sie ist immer dort, wo jemand sich unbeobachtet fühlt. Immer und überall dort, wo man sie nicht mehr im Sinn hat, lebt die Spinne. Da hat jemand schon sehr früh sehr gut verstanden, wie Horror funktioniert, denn Horror braucht immer diese Ahnung, dass wir uns selber das Grauen schaffen.


Uli der Knecht

Jeremias Gotthelf

Hrsg: Philipp Theisohn

978-3-257-07253-2

Uli der Knecht

Uli trinkt zu viel und prügelt sich mit anderen jungen Männern im Dorf. Er glaubt, als Knecht zu einem Leben in Armut verdammt zu sein. Sein Meister spricht ihm Mut zu, und bald wird aus Uli ein anderer Mann. Von den Frauen wird er umschwärmt, von den Männern zu Geschäften gedrängt. Bis Vreneli in sein Leben tritt. Aber erst muss er lernen, den eigenen Weg zu erkennen – und zu gehen.

Uli arbeitet als Knecht beim Bodenbauer und kann sich nur mit Mühe der heiratslustigen Frauen erwehren. Er ist nicht gross um einen guten Ruf bemüht – wozu auch? Doch sein Meister weiss, wie wichtig ein solcher ist. Wenn man einmal einen guten Namen hat, sagt er, kann er einem nicht mehr weggenommen werden – und er verhilft einem zu einem besseren Leben. Das überzeugt Uli, und er bemüht sich. Der Bodenbauer vermittelt ihm schliesslich eine Stelle bei seinem Vetter Joggeli im Glunggenhof, wo sich Uli gut macht. Die Tochter des Glunggenbauern wäre ausserdem eine gute Partie. Aber hilft ihm jetzt sein guter Name? «Uli der Knecht» gehört zu den bedeutendsten Bildungsromanen der Weltliteratur und erscheint hier mit einem Glossar der schweizerdeutschen Ausdrücke.


Uli der Pächter

Jeremias Gotthelf

Hrsg: Philipp Theisohn

978-3-257-07251-8

Uli der Pächter

Uli ist kein Knecht mehr, sondern Pächter. Und Vreneli ist seine Frau. Trotzdem will er nicht richtig froh werden. Zu viel lastet auf ihm. Wie soll er seinen Hof halten können, wenn alles so schwierig und teuer ist? Verzagtheit und Missmut packen ihn, er gerät in die Fänge von Geschäftemachern, und auch dem Wein spricht er wieder zu. Vreneli hält zu ihm, trotz allem. Uli muss als Pächter von Neuem lernen, das Leben zu meistern.

Uli hat die Lehren aus seiner Jugend als Knecht vergessen. Als Pächter überkommen ihn Kleingeist und Misstrauen, und er begeht derart gewichtige Fehler, dass er seinen Hof zu verlieren droht. Auch die Ehe mit Vreneli steht auf dem Spiel, obwohl sie in ihrer grenzenlosen Loyalität alles daransetzt, Mann und Hof zu retten. Erst ein fürchterliches Gewitter und eine schwere Krankheit lassen Uli endlich seine Fehler erkennen. Doch nun ist es für vieles zu spät. Die Fortsetzung des grossen Bildungsromans «Uli der Knecht» erscheint mit einem Glossar der schweizerdeutschen Ausdrücke.