Hacking Food

Bauernmärkte, Schrebergärten, Selbstgemachtes – heute entscheidet unsere Sehnsucht nach Authentizität und Natürlichkeit über unsere Ernährungsweise. Doch von diesen nostalgisch geprägten Vorstellungen müssen wir uns verabschieden.

 

 

Mit Erstwelt-Romantik werden die zehn Milliarden Menschen im Jahr 2050 nicht ernährt werden können. Unser (Ess-)Verhalten müssen wir ändern. Das Gottlieb-Duttweiler Institut (GDI) Rüschlikon hat ihre Foodtrend-Studie präsentiert.

 

Bei vielen Menschen wächst das Bewusstsein für den Einfluss unseres Konsum- und Essverhaltens auf Umwelt, Klima und Tierwohl. Denn es ist nicht mehr zu übersehen: Die Klimakrise beeinflusst die Produktion von Nahrungsmitteln, umgekehrt befeuert unsere Ernährung diese Krise. Für Europäer bedeutet das eine drastische Reduktion des Fleisch- und Zuckerkonsums, mehr Hülsenfrüchte, Nüsse, Obst und Gemüse. Nachhaltigkeit bedeutet, aber auch weniger Food Waste, ökologischere Verpackungslösungen und mehr Kreislaufwirtschaft. Hinzu kommen Regulierungen in punkto Gesundheit, Umwelt und Konsumenteninformation.

 

Dazu passt, dass körperliches und geistiges Wohlbefinden zum Lifestyle geworden ist. Die richtige Ernährung ist wichtiger denn je. Mit einer optimierten Nährstoffkombination und mit Bio-Hacking wollen die Konsumenten Unwohlsein, Verdauungsprobleme, Müdigkeit und mangelnde Fitness vertreiben und die geistige Leistungsfähigkeit optimieren. Besonders das Konsumverhalten der jungen Generationen ändert sich, so etwa bei Rauschmitteln: weniger Alkohol, weniger Zigaretten, mehr Cannabis, das nicht mehr geraucht, sondern gegessen und getrunken wird.

 

Der schnelle Konsum passt in den Alltagsstress. Die Konsumenten wünschen sich effiziente Verpflegung, und der Food-Markt reagiert. Die gesamte Gastronomie, vom Schnellimbiss bis zum Fine-Dining-Restaurant, ist im Lieferrausch. Online-Bestellungen sind bequem, die Nachfrage wächst. Dieser Delivery-Boom lockt jede Menge Investoren an, Online Delivery Provider treten als neue Player auf den Markt und verändern die Branche. Längst stehen hinter den Delivery-Menüs nicht nur klassische Restaurants, sondern auch Hochleistungsküchen ohne Gastraum (Geisterrestaurants), die Essenslieferungen möglichst effizient organisieren.

 

Wenngleich nicht alle Player auf diesem neuen, umkämpften Markt überleben werden, so haben sie doch eines gemein: Ohne Technologie würden sie gar nicht existieren. Wissenschaftliche Innovationen bietet aber weit über die Convenience hinaus neue Lösungen. Von neuen Proteinquellen – etwa Fleischersatz aus Pflanzen oder im Labor aus Stammzellen gezüchtet – und gentechnologisch veränderten Organismen (GMO) über mehr Automatisierung und Vernetzung bis hin zu Augmentend Reality Retail.

 

die wichtigsten Punkte

- Backend schlägt Frontend: Tech überflügelt Romantik

- Save the Planet: Ernährungssicherung bedeutet radikale Umstellung der Produktionsweise und der Ernährungsgewohnheiten

- Alternative Proteine: mit Pflanzenfleisch und Clean Meat gegen den steigenden Fleischkonsum

- Gentech: zwischen Fluch und Segen

-. High Sobriety: junge Generationen wechseln von Alkohol auf Cannabis-Drinks, Getränkehersteller reagieren und rüsten um.

 

- Die Küche verschwindet: Delivery-Plattformen verändern die Gastro-Landschaft von Grund auf.