A-Rust Weinbau Heidi Schröck

In der einfachen, eleganten Beschriftung der Etiketten von Heidi Schröck´s Weinen drückt sich das Selbstverständnis einer Frau, einer traditionsreichen Familie in der als selbstbewusst bekannten Weinstadt Rust aus.

 

Schröck-Weine, in den USA und Skandinavien als Kultweine gehandelt, stammen aus den besten Lagen der Stadt. Doch die Nachfrage kann bei weitem nicht befriedigt werden, denn die kosmopolitische Weinbäuerin verfolgt den von ihr eingeschlagenen Weg mit Konsequenz: Weniger (Wein) ist mehr (Qualität). Seit 1983 beschreitet sie diesen Weg und gehört damit zu den Visionären und Pionieren der zeitgenössischen österreichischen Weinszene. So hat sie das Bild des neuen Weinbauern – qualitätsbewusst, international, vorwärtsgewandt – entscheidend mitgeprägt. Begeisterung, Geduld, Vertrauen, Respekt, Können und

die Verbundenheit mit dem Land, auf dem ihre Vorfahren schon vor 300 Jahren Wein anbauten - das sind wesentliche Bausteine ihres Erfolges. Sie hauchte dem Furmint, der alten ungarische Sorte, neues Leben ein, und Spezialitäten wie ihr Ruster Ausbruch, dessen Renaissance ihr besonders am Herzen liegt, begründeten ihren Status in der anspruchsvollen Welt der Weinliebhaber. So bewertet Robert Parker, Herausgeber des Wine Advocate, ihre Weine stets ungewöhnlich hoch, und Falstaff kürte sie 2003 zum Winzer des Jahres. Heidi Schröck und ihre Weine sind eng miteinander verbunden. Produzentin und Produkt stehen in wechselseitiger Beziehung und geben einander Identität. Was das Produkt auszeichnet ist nicht nur seine Qualität, sondern vor allem seine Unverwechselbarkeit. Die Beziehung zu den Kunden, der Kontakt zu den Menschen, die ihre Weine schätzen, sind für Heidi Schröck ein wichtiger Teil ihrer Arbeits- und Lebenseinstellung. Die Arbeit in den Weingärten, die die Winzerin als ihr wichtigstes Kapital betrachtet, ist für sie nicht nur die Basis ihres Schaffens, sondern zugleich auch Begegnung mit der Kraft und dem Potential der Natur – und den eigenen Grenzen.

Was sie und ihre treuen Mitarbeiter den Reben dieser Weingärten entlocken, das kann sich sehen, bzw. schmecken lassen: Weine von bezaubernder Klarheit und Tiefe.

 

Von der Weinkönigin zur Winzerin

1981 wurde Heidi Schröck zur österreichischen Weinkönigin gewählt: «In diesem Amt war ich sehr viel unterwegs, habe viele Leute kennengelernt und gelernt, vor Menschenmengen zu reden. Das hat mir viel für’s Selbstvertrauen gebracht.» Kurz vor dem Weinskandal 1985 verliess Heidi Schröck Österreich in Richtung Südafrika. «Ich wurde als Weinkönigin beim Weltweinkongress in Wien von der südafrikanischen Delegation eingeladen, in den dortigen Weinbetrieben ein halbes Jahr mitzuarbeiten. Damals war die Welt noch grösser, die Reiseplanung war umständlich und das Ticket teuer.» Es folgte eine lehrreiche Zeit in Weingärten, Kellern und Labors in Stellenbosch: «Die Dimensionen waren viel grösser als bei uns. Wir hatten zu Hause fünf Hektar, dort hatte niemand unter 50. Und es war mitten in der Apartheid - eine spannende Zeit für einen liberal denkenden Menschen.» Nach ihrer Rückkehr widmete die Jungwinzerin sich ihrer Fachausbildung, wurde 1987 Meisterin für Weinbau

und Kellerwirtschaft: «Auf diesen Titel bin ich heute noch stolz». Als frischgebackene Meisterin hatte sie 1988 gleich das ereignisreichste Jahr ihrer Karriere zu meistern: «Im Juni habe ich meine beiden Söhne, eineiige Zwillinge, auf die Welt gebracht und im Herbst, mit Unterstützung vom Papa, meine erste eigene Ernte eingeholt.» Einer ihrer Schulfreunde gründete in Rust Anfang der 90er-Jahre eine Weinakademie und bot ihr an, Weinseminare für Touristen zu halten. «Für mich, mit zwei kleinen Kindern zu Hause, ideal, weil die Veranstaltungen am Abend stattfanden und ich die Gelegenheit hatte, mich auch 'draussen' bekannt zu machen.»

 

Frausein als Chance

Von Anfang an hat Heidi Schröck eine Chance darin gesehen, in der Weinbranche eine Frau zu sein: «Es gab nicht viele Winzerinnen und ich dachte, dass das vielleicht Interesse wecken könnte. Darum war es mir auch wichtig, dass mein eigener Name statt dem meines Vaters auf den Flaschenetiketten steht - schliesslich stehe ja auch ich hinter dem Produkt.» Im Jahre 2000 gründete Heidi Schröck die Vereinigung «11 Frauen und ihre Weine». Ein Netzwerk von Frauen aus sechs verschiedenen österreichischen Weinanbaugebieten. Erklärtes Ziel war es, zu zeigen, dass in Österreich sehr gute Weinbetriebe von Frauen geführt und geleitet werden. Dies ist uns gelungen.»

 

Das Weingut Schröck

«Wenn du eine der ihren bist, ist das plötzlich etwas anderes.» So beschreibt Heidi Schröck ihren Wechsel von der Weinkönigin zur Winzerin. Sie hat ihren Status als eine der wenigen Frauen in der österreichischen Weinbranche erfolgreich genutzt. Das Weingut von Heidi Schröck liegt in Rust im burgenländischen Weinbaugebiet Neusiedlersee Hügelland. Am Ruster Hauptplatz reiht sich ein ums andere schmucke Barock- und Renaissancehäuschen aneinander. Die jahrhundertealten Fassaden geben Zeugnis der Geschichte des Dorfes ab. Auch der beschauliche alte Innenhof von Haus Rathausplatz Nummer 8 hätte viel zu erzählen. Wo früher Arbeiterfamilien auf kleinstem Raum zusammenlebten, dreht sich heute alles um Heidi Schröcks mehrfach ausgezeichnete Weine. «Meine Vorfahren sind 1750 aus Thüringen der Donau entlang eingewandert, einer von ihnen hat in Rust mit dem Weinbau begonnen. Noch heute ernte ich von den über 60 Jahre alten Reben meiner Grosstanten, die meinem Vater später Haus und Gut vermacht haben», schildert die Winzerin mit dem warmherzigen Lachen. Die damals 19jährige Heidi Schröck hat den Weinbaubetrieb nach der Matura in zehnter Generation als jüngste dreier Schwestern von ihren Eltern übernommen. Zunächst hat sie an der Seite ihres Vaters mitgewirtschaftet. «Am Anfang habe ich nur durch's Fehlermachen gelernt. Ich war vollkommen blauäugig, was die Organisation betrifft.» Mit 19 machte sie ein einjähriges Praktikum in einem Weinbaubetrieb in Deutschland, um dort die Grundlagen des Berufs zu lernen: «Wie funktioniert eine Pumpe? Wozu braucht man Schwefel? Wie funktioniert die Weingärung? Ich war das erste Mädchen und die erste, vollkommen blanke, Maturantin, die dort gelernt hat, aber ich wurde gut integriert und begleitet und man hat mich meine Fehler machen lassen.» Heute bearbeitet Heidi Schröck zehn Hektar Weingarten in den besten Lagen getreu dem Leitsatz «Natur + Tradition + Mensch = Wein». Von Schröcks Weingärten geniesst man eine herrliche Aussicht auf den Neusiedlersee und das schmucke Barockstädtchen Rust. Die Weingärten umfassen Rebflächen in den Rieden Gmärk, Greiner, Kulm, Turner und Vogelsang. Sie sind zu 70% mit den Weissweinsorten Weissburgunder, Grauburgunder, Chardonnay, Sauvignon Blanc, Gelber Muskateller und Welschriesling, sowie zu 30% mit den Rotweinsorten Zweigelt, Blaufränkisch, St. Laurent bestockt. Zu den Premiumweinen zählen der nur in den besten Jahren gekelterte Ruster Ausbruch (je nach Jahrgang reinsortig oder verschnitten aus Weissburgunder, Grauburgunder, Furmint, Sauvignon Blanc, Muskateller) und die WeissweinCuvée «Vogelsang» (Grauburgunder, Sauvignon Blanc). Jährlich werden rund 50‘000 Flaschen Wein produziert. Süss- weine zählen zu den Spezialitäten. «Am besten verkauft sich das Authentische, hinter dem ich voll und ganz stehe. Bei mir suchen die Leute den Furmint, den Ruster Ausbruch, Zweigelt und Blaufränkisch, beim Weisswein ist der Weissburgunder mein grosser Star.» Die Schröck‘schen Weine reisen zum Grossteil in die Schweiz, in die USA und nach Norwegen. In manchen Jahren betrage der Exportanteil bis zu 70 Prozent. Aber auch das Ab-Hof-Geschäft sei ihr sehr wichtig, «weil man da unmittelbare Resonanz bekommt und direkte Beziehungen zu Kunden aufbaut.»

 

Zu den Weinen

 

Die Redaktion von leidenschaftonline.ch hat einen Querschnitt des Weinschaffens von Heidi Schröck degustiert. Das Rebgut für den Furmint Burgenland 2012 wächst auf Ruster Schotter. Der besteht aus urzeitlichen Flussablagerungen von kristallinen Gesteinen, Sand- und Absatzgestein, zum Teil auch Kalkstein. «Der Weingarten am Ruster Berg wurde von unseren Vorfahren der Familie Kraft, die um 1770 aus Thüringen kamen, erworben. 1992 pflanzten wir den Furmint aus», erzählt Heidi Schröck. Diese Weissweinrebsorte wird in Österreich auf nur 9 Hektaren angebaut. Der Furmint ist seit 1623 urkundlich bekannt und soll ein Zufallssämling aus der Sorte Heunisch sein. Die Sorte treibt recht früh aus, hat einen kräftigen Wuchs, reift aber sehr spät. Dadurch ergibt sich eine Frostanfälligkeit, wodurch die Rebe besondere Ansprüche an den Boden und das Klima stellt. Das Mikroklima in der Umgebung des Neusiedlersee begünstigt deren Wachstum. Die Lese erfolgt meist erst Ende Oktober. Die grossen, grünlichgelben bis sattgelben, auf der sonnenexponierten Seite meist braunfleckigen Beeren sind lockerbeerig in sehr grossen Trauben zusammengefasst. Die Blätter sind grosslappig und auf der Unterseite weissfilzig. Die Rebe ist gegenüber Grauschimmelfäule (Botrytis cinerea) und echtem Mehltau (Oidium tuckeri) sehr anfällig. Die Gärung und die langsame Reifung erfolgt in grossen Akazienfässern. Dem trockenen Furmint sagt man eine feurige Note nach. Im Glas zeigen sich Aromen von gelben Äpfeln, Quitte, Kamille und Lindenblüten. Oft macht sich auch der Geruch von reifen Weingartenpfirsichen breit. Werden die Furmint-Trauben aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit vom Edelpilz Botrytis Cinerea befallen, schrumpfen sie zu Rosinen. Aus diesen werden grossartige Süssweine wie der Ruster Ausbruch «Auf den Flügeln der Morgenröte» gekeltert. Vieles, das für die Entstehung der Botrytis Cinerea wichtig ist, passiert in den ersten Stunden des Tages, zur Zeit der Morgenröte. Die aufgehende Sonne, deren Strahlen sich am See brechen, der Morgentau, der Nebel, der wie eine schwere Tuchent auf den Weingärten liegt, die warmen Sonnenstrahlen des Vormittags, die mit dem Wind die Beeren trocknen. Gelungene Weine sind extraktreich, säurebetont und rassig; im Bukett weisen sie manchmal eine leichte Kamillenote sowie ein deutliches Honigaroma auf. Die Farbe der Weine ist ein tiefes Goldgelb. Ein weiterer Süsswein aus der Kellerei Schröck ist die Ruster Beerenauslese Selektion Burgenland. Die Beerenauslese besteht aus einer Hälfte Welschriesling und der anderen Hälfte Weissburgunder. Die Trockenbeeren werden mit etwa 15% Frischbeerenanteil geerntet und in Holzfässern vergoren und für ein Jahr gelagert. Der Weissburgunder ist seit dem 14. Jahrhundert bekannt. Seine Beerenhäute sind die hellfarbigsten unter den Burgundersorten. Der Weissburgunder stammt aus dem Grauburgunder ab und ist eine sehr alte Rebsorte. Er treibt mittelfrüh aus und ist somit empfindlich gegen eventuelle späte Frühjahrsfröste. Ihn zeichnet jedoch bei guter Holzreife eine gute Winterfrosthärte aus. Es handelt sich um eine weinbaulich eher schwierige Rebsorte. Die dünnhäutigen Früchte verlangen eine sehr feinfühlige Bearbeitung, da durch Verletzungen der Schale ihr Saft zu früh freigesetzt wird. Süssweine dieser Klasse können in wenigen Weinregionen der Welt geerntet werden: Sauternes, Tokay, an den deutschen Flüssen Rhein, Mosel, Saar, Nahe und Ruwer und am Neusiedler See. Heidi Schröck verkauft den Weissburgunder auch als reinsortiger, trockener Weisswein. Bei der Traubensorte Zweigelt für den Zweigelt vom Berg Burgenland handelt es sich um eine Kreuzung von St. Laurent und Blaufränkisch. Auf tiefgründigen, nährstoffreichen Böden bringt er sehr hohe und regelmässige Erträge. Die daraus gekelterten Weine zeigen sich substanzreich, fruchtig und mit violett-rötlicher Farbe. Das Bukett ist oft mit Vanille-Aromen und weichen Tanninen im Abgang, jung mit einem charakteristischen Weichselkirsch-Aroma versehen. Erreicht werden solche Weine nur mit einer Ertragsregulierung, fachgerechter Vinifizierung und Ausbau (sechs Monate im grossen Stockingerfass), was ihnen lange Haltbarkeit verleiht. 

www.heidi-schroeck.com

Firmenprofil

Heidi Schröck

Rathausplatz 8

A-7071 Rust am See

Tel.: +43-(0)2685-229

www.heidi-schroeck.com

 

Grösse: 10 ha

 

Region: am Westufer des Neusiedlersees, im nördlichen Burgenland. Der See ist der grösste Steppensee in der Region. Er ist nur 1,5 m tief und bedeckt eine Fläche von ca. 300 m². Der See ist neben den Böden der wichtigste Faktor für meine Weine. Die Weingärten liegen verteilt auf den sanften Hängen des Ruster Hügellandes. Sie sind nach Süd-Osten ausgerichtet. Sonnenschein den ganzen Tag, vom Morgen bis zum Abend.

 

Böden: Die Weingärten haben verschiedene Bodenarten. « Ruster Schotter» nennt sich diese besondere Form aus lehmigen Sand, Kalk und Urgestein. Die Basis unserer Böden war das Pannonische Meer.

 

Alter der Reben: 1955 wurde der älteste Weingarten gepflanzt, 2013 der jüngste in der Riede Vogelsang.

 

Sorten: Welschriesling, Weissburgunder, Grauburgunder, Furmint, Gelber Muskateller, Sauvignon blanc, Chardonnay, Blaufränkisch, Zweigelt.

 

Lese: Die Trauben werden ausschliesslich von Hand geerntet.

 

Vinifizierung und Kellerarbeit: Die trockenen weissen Weine werden gerebelt (entrappt), gepresst und über Nacht setzen sich die Trubteile ab. Anschliessend vergären sie bei einer Temperatur von 19° - 20°C. Die Weine werden einige Zeit nach der Gärung auf der Hefe belassen. So erhalten sie ihren typischen Charakter und Stil. Die Rotweine werden in Gärbehältern bei einer Temperatur von 29°C vergoren. Nach der alkoholischen Gärung werden sie etwa 14 Tage auf den Schalen belassen, erst dann erfolgt die sanfte Pressung. Anschliessend reifen sie 9 Monate ( Zweigelt), bzw. 14 Monate ( Blaufränkisch) in grossen Eichenfässern im Weinkeller.

 

Ruster Ausbruch: Das Aushängeschild des Betriebs. Nur die zu Rosinen geschrumpften Beeren, die von der Botrytis Cinerea befallen sind, werden dafür verwendet. Sie werden aus den besten Weissweingärten geerntet. Die Beeren werden für einige Stunden stehen gelassen und danach gepresst. Normalerweise vergärt der Moste des Ruster Ausbruchs 3 – 4 Monate lang bis zu einem Alkohol von 10 – 12 % vol. Zwei Jahre lang reifen sie in kleinen Akazienfässern, bevor sie auf den Markt gebracht werden.

 

 

Das Weingut Schröck ist Mitglied beim Cercle Ruster Ausbruch. Diese Gruppe von Ruster Weinbauern konzentriert sich seit 1991 auf die Süssweinspezialität Rusts. Heidi Schröck ist zudem Gründungsmitglied der «11 Frauen und ihre Weine», einem Netzwerk von Frauen aus 6 verschiedenen Österreichischen Weinbaugebieten.

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