Das schwarze Gold aus der Steiermark

Gourmets, die einem auf Partys stolz erzählen, was sie für feine Oliven- öle haben und was sie damit in der Küche alles anstellen, sind nicht auf der Höhe der Zeit. Nichts gegen Olivenöl. Das ist, sofern aus erstklassiger Qualität, ein Geschenk der Natur und in der Aromaküche unersetzlich. Aber neben diesem mediterranen Öl erobert sich zunehmend eine ursteirische Spezialität die Herzen der Feinschmecker: das Kürbiskernöl aus der Steiermark. Gewonnen wird das Öl aus den Kernen einer speziellen Kürbissorte, die getrocknet, gemahlen, geröstet und danach behutsam gepresst werden. Was schliesslich träge abfliesst und farblich mit seinem satten Dunkelgrün verdächtig nach Dieselöl aussieht, schockt anfangs jeden, der es nicht kennt. Sogar gewiefte Gourmets, denen sonst zwischen New York und Hongkong nichts fremd ist, nähern sich dem Kürbisöl nur vorsichtig. Aber sobald man den wunderbar tiefen Geschmack mit dem nussigen Aroma erlebt hat, kommt man nie wieder davon los.

 

Man wird im schönsten Sinne süchtig nach dem Öl, das es noch vor zwanzig Jahren exklusiv nur in der Steiermark sowie im benachbarten Burgenland gegeben hat. Es gibt heute noch Steirer, die vergessen bei Reisen ins Ausland eher ihren Pass als das Fläschchen mit dem Kürbiskernöl. Mittlerweile ist derlei Vorsorge nicht mehr so zwingend, weil es das Öl auch ausserhalb Österreichs gibt. In New York kann man es erstehen, in deutschen und Schweizer Feinkostläden gehört es zum festen Programm.

 

 

Wie immer, wenn Profite locken, sind leider die Schelme zur Stelle. So manches «Kürbiskernöl» ist nämlich verdünnt, gestreckt mit Billigölen wie Raps und gegenüber dem echten Bauernkernöl nur eine Karikatur. Es gilt also, kritisch zu kaufen; unter 20 Franken pro halbem Liter wird kaum etwas Brauchbares zu finden sein. Der hohe Preis steht der Verbreitung als Volksgenussmittel wohl etwas störrisch im Wege, aber ein Flirt lohnt sich allemal. Es schmeckt, pur aufs Rindfleisch, Fleischwurst, Tomaten, Gurken, Endivie, Bohnen, Kartoffeln. Einem Rührei oder Quark beigemengt, vermag es schon tropfenweise so manche Falte des Alltags im Nu zu glätten.