Humidor - nicht nur eine Zigarrenkiste

Die Freiheit des Rauchens ist heute durch gesellschaftspolitische Reglementierung schon längst nicht mehr grenzenlos, aber der Genuss einer feinen Zigarre ist nicht nur Ausdruck eines persönlichen Hedonismus, sondern auch eines sehr persönlichen Freiheitsgefühls. Dieses Nur für-sich-selbst-Bestimmen verträgt sich mit keiner Bevormundung, wie man eine Zigarre zu rauchen habe. Natürlich gibt es um die Zigarre herum einen Kult und zeremonienhafte Rauchanleitungen, aber diese sollten niemals in starre Verhaltensweisen ausarten.

 

Allein zum Wohle der Zigarre und somit auch zum höchstmöglichen Genuss des Raucherlebnisses, ist der Umgang mit Zigarren Regeln unterworfen. Wie gute Weine, wollen auch sie umhegt und gepflegt werden. Während ein grosser Wein durch Lagerreife an Aromafeinheit und geschmacklicher Ausdruckskraft gewinnen kann, setzt diese Entwicklung bei Zigarren nicht unbedingt ein. Sieht man von einigen grossen kubanischen Marken, wie Partagas, Montecristo A, Bolivar oder Ramon Allone ab, bringt die Aufbewahrung über lange Zeit kein Mehr an Aromatik.

 

Feuchtigkeit tut der Zigarre gut

Zigarren brauchen eine bestimmte Feuchtigkeit, die den Klimabedingungen der Karibik, von wo die besten Zigarren der Welt nun einmal herkommen, entsprechen. Im gleichen Atemzug muss aber hinzugefügt werden, dass eine entsprechende Feuchtigkeit allen Zigarren gut tut. Man hat es ja schon so oft erlebt. Zigarren aus dem Regal eines Tabakgeschäftes gekauft, erweisen sich beim Anfassen des Deckblattes oft ausgetrocknet und spröde. Echter Rauchgenuss ist dahin, der Rauch schmeckt heiss, er wird scharf und bitter. Das Problem beginnt damit schon beim Einkauf. Man sollte Premiumzigarren in Fachgeschäften kaufen, die über entsprechende Aufbewahrungsmöglichkeiten für Zigarren verfügen, Humidore also. Zigarren benötigen eine möglichst konstante Luftfeuchtigkeit zwischen 70 und 80% bei 15 bis 20 Grad Celsius (maximal). 80% empfiehlt sich nur dann, wenn Zigarrenkisten gelagert werden, deren Inhalt bereits eine Tendenz zur Trockenheit signalisieren.

 

Qual der Humidorwahl

In Spezialgeschäften gibt es Humidore in allen Grössen und in einer Bandbreite von Preisklassen. Es muss nicht das teuerste Modell sein, wichtig ist, dass das System der Feuchtigkeitsregulierung funktioniert. Davidoff und Dunhill haben sehr verlässliche Systeme, mit und ohne Hygrometer. Davidoff-Modelle arbeiten ohne Hygrometer. Das Befeuchtungssystem reguliert selbsttätig eine konstante relative Luftfeuchtigkeit von rund 70%. Hygrometer sind so eine Sache. Ein wirklich funktionsfähiger, geeichter Hygrometer ist sehr teuer. Bei Billigmodellen gibt es da häufig Messschwierigkeiten. Heute gibt es jede Menge von Humidortypen, grosse und kleine, aber auch speziell für die Reise entwickelte. Dem Zigarrenfreund wird so ziemlich alles geboten, um jederzeit einem optimalen Zigarrengenuss entgegenzusehen. Der Raucher feiner Zigarren kommt aber auf die Dauer ohne Humidor nicht aus. Hat man eine Reihe von Kisten hochwertiger Zigarren, dann empfiehlt es sich, die Kisten im Humidor zu lagern und die Zigarren nicht herauszunehmen. Auf diese Weise bleibt das spezifische Aroma der einzelnen Zigarrenmarken markanter erhalten, weil sie nicht von "Fremdaromen" anderer Zigarren beeinflußt werden. Dies ist dann von einiger Bedeutung für die Klarheit des Aromaausdrucks einer Zigarre, wenn im Laufe der Aufbewahrung die Zigarren zu "blühen", in der Kiste nachzufermentieren beginnen, wie dies bei kubanischen Topzigarren regelmässig der Fall sein kann.

Der letzte Schrei auf dem Humidor-Markt ist eine österreichische Erfindung der C. Dornbusch KEG in Graz. Das Design dieses Gerätes wurde bewusst so entwickelt, dass über die reine funktionelle Gestaltung auch die Harmonie mit dem jeweiligen Wohn- oder Geschäftsambiente angestrebt wird. Herzstück dieser Humidore ist ein neues feuchtigkeitsbildendes Element. Über eine Skulptur (z.B. Stein) fliesst kontinuierlich demineralisiertes und biologisch stabilisiertes Wasser und gibt so Feuchtigkeit ab. Das geräuscharme Kühlaggregat beruht auf Wärmetauscherbasis. Zwei separate (einstellbare) Regelkreise sorgen für Temperatur- und Feuchtigkeitsanpassung. Dieser Humidor kann in Grösse, Aussendekor und Innenraumgestaltung (z.B. für lose Zigarren, Zigarrenkisten oder gemischt) individuell nach dem Wunsch des Kunden hergestellt werden.

Wie man einen Humidor vorbereiten sollte

Nehmen Sie einen Schwamm, der unbedingt geruchslos und seifenfrei sein muss und nässen Sie ihn grosszügig mit destilliertem Wasser. Wischen sie damit über alles Holz, das mit Zigarren in Berührung kommt. Vermeiden Sie Papiertücher oder nicht fusselfreie Stofflappen - sowas hinterlässt hässliche Spuren. Anschliessend geben Sie dem Schwamm nochmal destilliertes Wasser und legen ihn auf einer Plastiktüte in den Humidor. Deckel zu.

Jetzt bereiten Sie den Befeuchter vor. Wenn der Hersteller es nicht ausdrücklich erlaubt, nehmen Sie kein Leitungswasser, sondern auch hier destilliertes Wasser. Wenn der Befeuchter gefüllt ist, wischen Sie alles Wasser, das er nicht aufnehmen konnte sorgsam weg. Lassen Sie den Befeuchter für eine halbe Stunde auf einem Handtuch ruhen.

Legen Sie den Befeuchter zum feuchten Schwamm in den Humidor, schliessen ihn und warten eine Nacht. Am nächsten Tag überprüfen Sie den Befeuchter und den Schwamm: Wenn sie ziemlich trocken sind, müssen sie nochmal befeuchtet werden, wenn nicht lassen Sie beide in Ruhe.

Nach einer weiteren Nacht entnehmen Sie den Schwamm und die Plastiktüte. Die Wände des Humidors haben jetzt genug Feuchtigkeit absorbiert und Sie können endlich Ihre Zigarren sicher lagern.