Zigarren - Lust am edlen Rauch

Zigarrenrauchen ist ein Kult. «Der wahre Kenner raucht seine Zigarre nicht, er geniesst sie, weil jeder Zug das Erlebnis eines ausserordentlichen Vergnügens bereiten soll», wusste bereits der legendäre Zino Davidoff zu berichten.

 

«Alle Schwierigkeiten des Lebens werden nichtig, das Leben ist leicht, der Verstand ist klar, die graue Atmosphäre des Denkens wird blau; aber welch seltsame Wirkung; der Vorhang vor dieser Oper fällt, sobald die Zigarre erlischt.» Schon Honoré de Balzac (1799-1850) huldigte dem edlen Rauch der Zigarren. An deren Mythos hat sich seitdem nichts geändert. Es ist nicht nur der Duft, das Aroma oder die feine Würze, die das Rauchen einer guten Zigarre so unvergesslich machen und Lustgefühle wecken. Ruhe und Musse - Voraussetzungen für echten Genuss – machen das Schmecken, Fühlen, Sehen und sogar das Hören einer Zigarre zu einem Erlebnis, das viele Männer und neuerdings auch Frauen in seinen Bann zieht.

 

Zigarrenherstellung auf Kuba

Fachkundige Zungen behaupten, dass die besten Zigarren aus Kuba stammen. Wir wollen jetzt nicht prüfen ob dies zutrifft, sondern mal betrachten wie die Zigarren auf Kuba hergestellt werden. Von Mark Twain stammt der folgende Ausspruch: «Wenn ich im Himmel nicht rauchen darf, bleibe ich hier.» Damit meinte er sicherlich auch kubanische Zigarren. Bereits im 16. Jahrhundert begannder gewerbsmässige Tabakanbau auf Kuba, der Heimat der Havannas.

 

Capa – Capote - Tripa

Eine gute Zigarre wird gemäss Beat Fricker von der Firma Davidoff aus hundert Prozent reinem Tabak hergestellt und ist handgerollt. Sie setzt sich aus drei Lagen zusammen: dem Deckblatt (Capa), dem Umblatt (Capote) und der Einlage (Tripa). Die Tripa ist das Herz der Zigarre. In der speziellen Rezeptur, aus den verschiedenen Tabaksorten eine aromatische Mischung zusammenzustellen, besteht laut Fricker die hohe Kunst der Zigarrenherstellung. Das Capote besteht aus einem Tabakblatt und hält die Einlage zusammen. Bei maschinell gefertigten Zigarren werden Tabakblattstückchen mit Zellulose vermengt und daraus das Umblatt gefertigt. Die Copa umhüllt schliesslich den Wickel und bestimmt das Aussehen der Zigarre. Das Deckblatt macht zwischen 30 und 60 Prozent des Geschmacks aus. Für die Havanna übrigens, verwendet man fünf Sorten von Blättern, die als die besten der Welt anerkannt werden. Neben Capote und Capa enthält die Tripa eine Mischung der drei Sorten ligero, seco und volado.

 

Wie Zigarren gemacht werden

Bei der Herstellung hangemachter Zigarren gibt es seit 150 Jahren unverändert sieben Schritte. Je nach Grösse und Mischung werden zwei bis vier Einlageblätter wie ein Fächer ineinander gelegt und dann in die beiden Hälften der Umblätter gerollt. Die Einlageblätter müssen völlig eben gerollt werden, weil sonst der Zug behindert würde. Ist die Einlage zu locker, brennt die Zigarre zu schnell und schmeckt beissend, ist sie zu fest, zieht sie nicht richtig. Die Einlageblätter sind der Schlüssel zur Gleichmässigkeit aller Zigarren einer Marke. Wenn die Einlage in das Umblatt gerollt ist, nennt man diese Vorform «Puppe». Die Puppen werden zu zehnt in Holzformen mit der endgültigen Grösse gelegt. Die überständige Einlage wird zurechtgestutzt. Dann werden mehrere Formen etwa eine Dreiviertelstunde in der Puppenpresse sanftem Druck ausgesetzt und dabei immer wieder gedreht, um eine perfekte, zylindrische Form zu erzielen. Nun ist die Puppe präpariert, um in das Deckblatt eingehüllt zu werden. Mit der chaveta, dem halbmondförmigen Zigarrenmesser, wird das Deckblatt zunächst auf die richtige Grösse gebracht. Die Spitze des Blattes kommt an den Fuss der Zigarre und das untere Blattende an den Kopf. Das garantiert erfahrungsgemäss während der ersten Züge einen milderen Geschmack. Die gepresste Puppe wird dann schräg über das sanft geglättete Deckblatt gelegt und gerollt. Beim Rollen überlappen sich die Ränder mit jeder Drehung. Das lose Ende wird mithilfe eines geschmacklsoen, natürlichen Gummis befestigt. Dann wird die Zigarre unter der flachen Seite der chaveta gerollt, bis sie vollständig gleichmässig ist, und aus den überstehenden Deckblattresten wird eine rund Kappe geformt, die mit dem gleichen Klebstoff aufgesetzt wird. Bei den teuersten Zigarren allerdings wird die Kappe durch das einfache Zusammendrehen der Überstände gebildet. Schliesslich wird die Zigarre am Kopfende mit einer so genannten «Guillotine» auf die exakte Länge geschnitten. Und zu guter Letzt werden je 50, die so genannten Halbräder oder medias ruedas, mit einem farbigen Band gebündelt, in einer Vakuumkammer ausgeräuchert und anschliessend in mit Zedernholz getäfelten Räumen (escaparates) gelagert, um ihnen überflüssige Feuchtigkeit zu entziehen.

 

Abschneiden und Anzünden

Laut Beat Fricker von Davidoff bestimmt unter anderem die Art und Weise, wie das Zigarrenende abgeschnitten wird, die Qualität des Zugs, die Feinheit und die Intensität des Zigarrenaromas sowie das gleichmässige Brennen der Zigarre. Der Schnitt sollte deshalb proportionial zur Dicke der Zigarre sein.

Eine Zigarre wird am besten mit einer kurzen Flamme angezündet. Dabei sollte der offene Zigarrenanfang etwa einen Zentimeter über die Flamme gehalten und gedreht werden, bis sich eine gleichmässige Glut entwickelt hat. Erst dann erfolgt der erste Zug. Zum Anzünden eignen sich lange, langsam brennende, schwefelfreie Streichhölzer. Benzinfeuerzeuge, Kerzen oder Schwefelstreichhölzer geben störende Gerüche ab und sind daher zu vermeiden.

 

Humidor-Schatulle – eine exklusive Kiste

Wie ein guter Wein, muss auch die Zigarre vor Schwankungen der Luftfeuchtigkeit und der Lufttemperatur wie auch vor Licht und ungebetenen Gerüchen geschützt werden. Für alle, die keinen eigenen Zigarrenraum besitzen, ist eine Humidor-Schatulle die beste Lösung zur Lagerung. In Humidoren, von einfachen bis sehr exklusiven Kisten, werden Zigarren bei einer Luftfeuchtigkeit zwischen 60 und 80 Prozent und einer Temperatur um 20 Grad Celsius aufbewahrt. Das kubanische Zedernholz, das für die Auskleidung der Kisten benutzt wird, hat eine konservierende Wirkung, die von keiner anderen Holzart übertroffen wird. Es ist wichtig, den Humidor von Zeit zu Zeit zu lüften. Zigarren atmen ähnlich wie Saatgut, das in einer Furche liegt und zu wachsen beginnt, wenn es Wasser und Sonne bekommt.